"30 Stunden sind genug!"
Die KABÖ-Vorsitzende erinnerte auch an eine frühere Positionierung der KABÖ zum Thema, die nach wie vor aktuell sei: "Arbeit fair teilen - 30 Stunden sind genug!" hieß es in dem bei einer Bundeskonferenz im Jahr 2017 verabschiedeten Text. Die katholische Organisation trat damals für eine kollektive Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich ein. Argumentiert wurde mit dem enormen Produktivitätszuwachs in den letzten Jahrzehnten bei gleichzeitig stagnierender Reallohnentwicklung. Die rasante Entwicklung der Informationstechnologien und weitere Automatisierungen der Produktionsprozesse werde menschliche Arbeit ersetzen "und in diesen Bereichen werden praktisch keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden können", hieß es.
Ein weiteres Argument der KABÖ betrifft die Geschlechtergerechtigkeit: Nur mit kürzeren täglichen Arbeitszeiten könne die traditionelle Rollenverteilung zwischen Frauen und Männer und damit die ungerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit aufgebrochen werden. Zudem würden lange Arbeitszeiten erwiesenermaßen krank machen und seien ein Impuls dafür, dass mehr Arbeitsplätze geschaffen werden.
In dem von der KABÖ als Mitgliedsorganisation der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) erarbeiteten KAÖ-Dossier zum Thema "Arbeit und soziale Fairness" pochen die kirchlichen Interessensvertreter zudem auf eine faire Gestaltung der Arbeitswelt - die mehr sei als bloß Erwerbsarbeit: "Wir treten ein für ein Grundrecht auf eine solide Existenzgrundlage in allen Lebensphasen, sei es auf Grundlage von fairen Löhnen, höherem Arbeitslosengeld oder auch einem allgemeinen Grundeinkommen."
Sorge-Arbeit aufwerten
Ein Dorn im Auge ist der KABÖ die ungleiche Verteilung der für die Gesellschaft so wichtigen Care-Arbeit: Sorge-Arbeit werde überwiegend von Frauen geleistet - bezahlt und unbezahlt. Der Vergleich zu anderen Branchen zeige ein Lohnniveau im unteren Bereich. "Hohe Teilzeitquoten, ein niedriger gewerkschaftlicher Organisierungsgrad und die Erpressbarkeit durch die emotionale Bindung an die zu Betreuenden erschweren den Kampf um adäquate Bezahlung", gab die KABÖ in dem im Vorjahr publizierten Dossier zu bedenken. Der eklatante Arbeitskräftemangel widersprecht "dem sonst beschworenen Marktprinzip" und bedeutet für die Beschäftigten eine massive Überbelastung.
Die katholischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer warnten eindringlich davor, dass der soziale Friede "akut gefährdet" sei, wenn es an der Gemeinwohlorientierung der Arbeits- und Wirtschaftswelt mangelt: Für den Großteil aus dem ökonomisch am meisten benachteiligten Drittel - zu dem laut KABÖ auch sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund zählen - fehle es an Einfluss auf die österreichische Politik: "Der Blick in städtische Randbezirke am Beispiel Frankreich und Belgien zeigt, wie groß das Aggressionspotenzial sein kann."
Quelle: kathpress
s. auch KAÖ-Dossier "Arbeit und soziale Fairness" unter www.kaoe.at/dossiers
(eo/16.8.2023)