Arbeit und Leben nachhaltig gestalten!
Welchen Herausforderungen müssen wir uns stellen? Klimawandel, Finanzmarktkrise, andauernd hohe Erwerbsarbeitslosigkeit, zunehmende soziale Spaltung und steigende Armut erfordern einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel im Denken und Handeln.
Das Credo über ein fortdauerndes Wachstum, die Plünderung der Schöpfung, die Liberalisierung der Märkte und Deregulierung der Arbeit finden immer weniger Zustimmung bei den Menschen. Wie aber lassen sich diese vielfältigen und multiplen Krisen überwinden?
Arbeit neu denken - Leben neu denken
Die KAB sucht ohne Vorurteile nach neuen Wegen für eine gerechtere Arbeitsteilung in der Gesellschaft, auch in der Familie – das heißt aber auch, vertraute Vorstellungen zu hinterfragen und auch zu verändern.
Es ist hoch an der Zeit, unsere Erwerbsarbeitsgesellschaft zu einer „Tätigkeitsgesellschaft“ weiterzuentwickeln, in der die bisher unbezahlte Arbeit der traditionellen Lohnarbeit in Verbindung mit einem bedingungslosen Grundeinkommen wertmäßig gleichgestellt wird.
Unsere Vision einer Tätigkeitsgesellschaft orientiert sich an der Würde des Menschen und an ihren Bedürfnissen. Sie will Leben und Arbeit, individuelle Freiheit und sozialen Zusammenhalt in einen neuen Einklang bringen.
Tätigkeitsgesellschaft heißt für die KAB:
- Ende der Dominanz der Erwerbsarbeit
- Gleichwertigkeit aller Formen menschlicher Arbeit (Erwerbsarbeit, Privat- und Familienarbeit, Ehrenamt bzw. gemeinwohlbezogene Arbeit)
- Zugang zu allen Formen der Arbeit für jeden Menschen
- Flexible und selbstbestimmte Aufteilung der Arbeits- u. Lebenszeit
- Recht auf menschenwürdige Existenz
- Teilhabe aller am gesellschaftlichen Reichtum und Fortschritt
- Nachhaltigkeit: Wirtschaftliche, ökologische und soziale Bedürfnisse verbinden
- alle Formen der menschlichen Arbeit müssen zwischen Frauen und Männern gleichermaßen fair und gerecht geteilt werden
- “Politik von unten“: Die soziale Demokratie erneuern
Ökonomie der Gerechtigkeit
Eine Tätigkeitsgesellschaft setzt auf ein nachhaltiges soziales und wirtschaftliches Handeln in einer „Ökonomie der Gerechtigkeit“, die Gemeinschaft stiftet. Ökologische, soziale und ökonomische Ziele bedürfen einer gleichzeitigen und gleichberechtigten Umsetzung. Die Wirtschaftsweise der Zukunft muss auf Dauerhaftigkeit und Beständigkeit sowie auf die Belange der kommenden Generationen angelegt sein. Bei dieser notwendigen ökologischen und sozialen Erneuerung setzt die Tätigkeitsgesellschaft deshalb auf Dezentralität und Formen regionalen Wirtschaftens.
Arbeit zwischen Frauen und Männer FAIR teilen
Alle Formen der menschlichen Arbeit – die Erwerbsarbeit, die gemeinwesenbezogene Arbeit und die Privatarbeit – müssen zwischen Frauen und Männern gleichermaßen fair und gerecht geteilt werden. Angesichts der strukturellen Arbeitslosigkeit und deren Folgen geht es um eine gerechte Neuverteilung der Erwerbsarbeit im Kontext der „Triade der Arbeit“.
Tätigkeitsgesellschaft:
Der Sinn des Lebens und ein gelingendes Leben als Ziel
Die Tätigkeitsgesellschaft stellt die grundsätzliche Frage nach dem Sinn des Lebens, nach einem gelingenden Leben. „Wir leben in einem Zeitalter der Suche: Viele Menschen suchen nach verlässlichen Orientierungen für ihr Leben, nach Freiheit und Individualität, nach Geborgenheit, Gerechtigkeit und Solidarität, nach bleibenden Werten überhaupt. Sie sind auf der Suche nach einer tiefen Hoffnung, die ihnen Halt in einer „haltlosen Welt“ gibt. Immer weniger können sie dabei auf einfach vorgegebene soziale Muster und Traditionen zurückgreifen. Allerdings müssen sie diese neu finden und in einen stimmigen Lebensentwurf integrieren.“ (KAB Deutschlands (Hg.) Den Menschen Hoffnung geben – Wo Kirche lebendig wird, Köln 2005, S.1)
„Strukturen der Sünde“
Papst Johannes Paul II. benennt erstmals 1987 in seiner Enzyklika „Sollicitudo rei socialis“ („Soziale Sorge der Kirche“) die uns umgebenden Verflechtungen und Vernetzungen des Bösen mit „Strukturen der Sünde“. Doch diese „Strukturen der Sünde“ verlangen unser Gerechtigkeitshandeln, damit alle „das Leben haben und es in Fülle haben" (Joh 10, 10).
Damit diese Vision Wirklichkeit wird, brauchen wir eine grundlegende Reform der sozialen Sicherung, die den Wandel der Arbeit berücksichtigt. Durch das Garantierte Grundeinkommen erhält jede Bürgerin, jeder Bürger einen individuellen gesetzlichen Anspruch auf eine bedingungslose menschenwürdige Existenzsicherung durch das Gemeinwesen. Verschiedene Modelle wurden dazu bereits entwickelt, die sicher noch breit zu diskutieren sind. Diesem Auftrag widmet sich die KAB in der kommenden Zeit.
Es ist noch viel zu tun. Aus unserem Engagement für soziale Gerechtigkeit wissen wir: Eine andere Welt ist möglich. Lasst uns gemeinsam daran bauen.