3. Die Entwicklung der KAB-Österreichs
3.5. Das fünfte Jahrzehnt: „Knäcke-BROT"
Nach der Wende fordert der tschechische Politiker Vaclav Klaus „einen Markt ohne jeden Zusatz". Doch die Infragestellung von sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen in einer globalisierten Weltwirtschaft führt zu neuen Problemen. Zugleich wird die Beschleunigung aller Prozesse zum Kennzeichen des Jahrzehnts. So reichen z.B. wenige Jahre, um Österreich flächendeckend mit „Handys" auszustatten.
In der Sozialenzyklika „Centesimus annus" (das 100. Jahr) wird die Neuordnung der Welt nach der Befreiung der ehemals kommunistischen Staaten zum Thema. Deutlich bezieht die Katholische Soziallehre auch Stellung gegen eine Verschärfung des Kapitalismus und formuliert: "Der Mensch ist der Weg der Kirche".
Der „Eiserne Vorhang" an den Landesgrenzen zu unseren östlichen Nachbarn ist gefallen - doch die Angst etwas „Teilen" zu müssen, hat einen neuen Käfig aufgebaut. Diesmal marschieren die Grenzpatrouillen auf unserer Seite. Österreich wird Mitglied der Europäischen Union und längst ist nicht mehr der Hunger das Problem - sondern Übergewicht - Zeit für „Knäcke-Brot".
Auch in der Kirche und in der KAB sind Einsparungsprozesse auf der Tagesordnung, zugleich werden Perspektiven für die Zukunft gesucht. Im immer schnelleren Wandel der Werte orientiert sich die KAB an der Jahrtausendwende neu - und präsentiert ihr neues Grundsatzprogramm!
Februar 1991:
Heinz Harrich wird zum neuen Bundessekretär der KABÖ bestellt.
Mai 1991:
Die KABÖ fährt mit über 1.200 Pilgern nach Rom zum 100 Jahr-Jubiläum des Erscheinens von „Rerum Novarum" und bemüht sich um die Verbreitung der Inhalte der neuen Sozialenzyklika „Centesimus Annus".
Oktober 1991:
Neben dem immer aktueller werdenden Thema SONNTAG, führt die Positionierung der KAB im ÖGB (innerhalb oder außerhalb der Fraktion Christlicher Gewerkschafter) zu heftigen Diskussionen.
März 1992:
Die KABÖ beginnt einen Diskussionsprozess zum Thema: „Zukunft der KAB" der zu zwei Tagungen in Strobl führt und auch bei Bundeskonferenzen und Freigestelltentagungen behandelt wird.
Oktober 1992:
Es erscheinen neue Werbefalter der KABÖ und neue Plakate. Inhaltlich wird die Europäische Union zum Thema, wo sich die KAB vor allem für die Entwicklung einer „Sozial-Union" einsetzt.
Oktober 1993:
Auf Antrag der KAB-Kärnten ändert die KABÖ ihren Namen auf „Katholische Arbeitnehmer/innen - Bewegung Österreichs". Dies gilt gleichzeitig als Empfehlung für die diözesanen KABs.
Oktober 1993:
In Schloss Seggau in der Steiermark wird von der KAB die 13. IKAT organisiert. Über 150 Teilnehmer/innen treffen sich zum Thema: „Armut in Europa - Eine Herausforderung für uns alle". Als Tagungszeitung erscheinen drei Sondernummern von „ZeitZeichen".
März 1994:
Die KAB beschließt, bei Bundeskonferenzen durch 4 Teilnehmer/innen pro Diözese auch sicherzustellen, dass Frauen und Männer vertreten sind. Inhaltlich setzen wir uns mit den Fragen Arbeitszeit, Umverteilung, Neubewertung von Arbeit auseinander.
Oktober 1994:
Die KAB erarbeitet ein Positionspapier „solidarisch - befreit - leben". Daraus entsteht auch ein neuer Werbeprospekt.
Gemeinsam mit anderen Einrichtungen wird die Fachtagung „Europäische Sozialpolitik - Umbau statt Abbau" durchgeführt, eine Vorläuferin der „Armutskonferenzen".
November 1995:
Die KAB ist - im Rahmen des Forums Kirche und Arbeitswelt - Mitbegründerin der österreichischen „Armutskonferenz".
In Waldmünchen findet die 14. IKAT zum Thema: „Unser Wirtschaftssystem auf dem Prüfstand - alternative Ökonomische Denkansätze" statt.
Februar 1996:
Heinz Harrich scheidet als Bundessekretär der KABÖ aus.
März 1996:
Die KABÖ beschäftigt sich intensiv mit den - in den Zukunftsklausuren - aufgetauchten Fragen nach neuem Profil und Selbstverständnis in Kirche und Arbeiterschaft.
Zugleich steigt in den Diözesen und auf der Bundesstelle der Einsparungsdruck. Viele Dienst- und Budgetposten werden gekürzt.
Oktober 1996:
Starke Verunsicherung in der ganzen Bewegung. Mit Walter Bergolth wurde ein Bundessekretär bestellt, der nach 3 Monaten wieder das Handtuch wirft.
Ein Studienteil zum Thema: „Kirche und Arbeitwelt - Resignation oder Aufbruch" spiegelt die Stimmung wider. In einige Diözesen gehen KAB-Sekretäre in Pension und ihre Dienstposten werden nicht nachbesetzt (Vorarlberg, Tirol, Wien).
März 1997:
Die KAB beginnt eine Kampagne zum Schutz des arbeitsfreien Sonntags. Auslöser war ein Entscheid des Europäischen Gerichtshofs zur Wochenendruhe. Auch das Frauenvolksbegehren wird von der KABÖ unterstützt.
August 1997:
Der langjährige burgenländische KAB-Sekretär, Franz Tschida, wird zum neuen KAB-Bundessekretär bestellt.
Oktober 1997:
Die KAB beteiligt sich am „Dialog für Österreich" mit dem Thema Sonntag.
Der steirische KAB-Sekretär, Andreas Gjecaj, ist auch Mitglied der bischöflichen Vorbereitungsgruppe für den Dialogprozess. Die KABÖ regt über die Bischofskonferenz die Schaffung eines „Sozialgütesiegels" an.
April 1998:
Im Zeitraum von September 1997 bis April 1998 konnte die KABÖ in der „Allianz für den Sonntag" 269.057 Unterschriften sammeln. Diese wurden von Vertretern der KAB gemeinsam mit Referatsbischof Maximilian Aichern an die Minister Farnleitner und Hostasch übergeben.
Oktober 1998:
Im „Dialog für Österreich" ist die KAB in der Arbeitsgruppe 11 „Sozialwirtschaften" vertreten. Dabei wird auch das Thema „Sonntag" eingebracht.
Jänner 1999:
Studientag der KABÖ mit den katholischen Bischöfen Österreichs in Salzburg.
Es wird ein eigenes KAB-Video produziert und die Situation der Arbeiter/innenpastoral in Österreich thematisiert.
März 1999:
Bei der Bundeskonferenz in Vorarlberg regt die KAB die Durchführung eines Volksbegehrens für die freien Sonn- und Feiertage an. Auch das Projekt „Ökumenisches Sozialwort" wird von der KAB unterstützt.
Oktober 1999:
Die KABÖ kann 30 Jahre Solidaritätsfonds - und damit aktive Unterstützung beim Aufbau von Arbeitnehmer/innen-Organisationen in Entwicklungsländern feiern. In dieser Zeit wurden über 10 Millionen Schilling nach dem Motto „Nicht Worte - sondern Taten" eingesetzt.
August 2000:
Bundessekretär Franz Tschida geht in Pension. Mit 1. Oktober 2000 beginnt der steirische KAB-Sekretär, Andreas Gjecaj, seine Tätigkeit als Bundessekretär.
Oktober 2000:
Neben der Neuwahl der Bundesleitung - mit dem neuen Vorsitzenden Bruno Holzhammer - beschließt die KABÖ einen Diskussionsprozess zu einem neuen Grundsatzprogramm zu führen, welches bei der 50-Jahr-Feier im Oktober 2001 präsentiert werden soll.
> 4. Übersichtstabelle der Vorsitzenden und wichtiger Wegbegleiter
Inhalt Chronik:
2.1. Geschichtliche Entwicklung
2.2. Entstehen von Katholischen Arbeitervereinen
3. Die Entwicklung der KAB-Österreich unter dem Motto:
3.1. Das erste Jahrzehnt: „Schmalz-BROT"
3.2. Das zweite Jahrzehnt: „Butter-BROT mit Marmelade"
3.3. Das dritte Jahrzehnt: „Extrawurst mit Gurkerl aufs BROT"
3.4. Das vierte Jahrzehnt: „Zwei belegte BROT mit Schinken..."
4. Übersichtstabelle der Vorsitzenden und wichtiger Wegbegleiter