19.01.2016 | Kathpress
Linzer Altbischof zum 70. Gründungstag der Katholischen ArbeiterInnen Jugend: Zu einer "Globalisierung der Herzen, nicht nur der Wirtschaft und Kommunikation" beitragen
Zu weiterem Einsatz für eine "solidarische Gemeinschaft in weltweiter Sicht" hat der Linzer Altbischof Maximilian Aichern aufgerufen. Arbeitsplatzbeschaffung, der Erhalt des gemeinsamen arbeitsfreien Sonntags sowie auch die Hilfe für Flüchtlinge seien heute wichtige Aufgaben, die zu einer "Globalisierung der Herzen, nicht nur der Wirtschaft und Kommunikation" beitragen würden, betonte der langjährige österreichische Sozialbischof in seiner Botschaft zum 70-jährigen Bestehen der Katholischen ArbeiterInnen Jugend (KAJ), das am Samstag an deren Gründungsort, der Pfarre Krim (Wien-Döbling), in einem Festakt mit rund 200 Gästen gefeiert wurde.
Mit Analysen, Diskussionen und Aktionen habe die KAJ auch in ihrer jüngsten Geschichte vieles bewegt, würdigte Aichern in seiner Ansprache, die aufgrund seiner krankheitsbedingten Abwesenheit verlesen wurde. "Wir konnten dazu beitragen, dass die Welt der Arbeit und Wirtschaft ein Stück menschlicher wird, dass die Würde der arbeitenden Menschen mehr gesehen wird, dass die Solidarität bei uns und weltweit gewachsen ist." Wesentlich habe die KAJ auch dazu beigetragen, "dass die Kirche ihre Aufgabe in diesen Bereichen verstärkt wahrnimmt".
Aichern blickte auf die Anfangsjahre der KAJ in der Nachkriegszeit zurück, die er selbst als Lehrling in Wien miterlebt hatte. Gründer am 13. Jänner 1946 war der Salesianer-Oblate Josef Zeininger, damals Pfarrer der Pfarre Krim (Wien-Döbling) und später Pastoralamtsleiter sowie Bischofsvikar für Wien-Stadt. Zeininger hatte in Kriegszeiten bei seinem Studium im Schweizer Fribourg die auf Kardinal Josef Cardijn zurückgehende christliche Arbeiterjugend kennengelernt und Kontakte zu Zwangsarbeitern aus Frankreich geknüpft. Nach Kriegsschluss baute er in seiner Wiener Pfarre die KAJ auf, die sich rasch in ganz Österreich verbreitete, berichtete Aichern. Zeininger stand der neuen Bewegung lange als Diözesan- und Bundesseelsorger vor.
Zentral sei es der KAJ stets um eine Mitgestaltung der Strukturen aus christlicher Verantwortung gegangen - "um die Glaubensverwirklichung, die Gesinnungs- und Strukturreform, und die Vermenschlichung von Arbeitswelt und Wirtschaft", so Aichern. Versucht habe man dies durch Gespräche in Fabriken, Werkstätten und Betrieben mit Arbeitern, Angestellten und ihren Chefs, durch Parlamentsbesuche und in Aktivistenrunden vorbereitete Aktionen sowie schließlich durch religiöse Veranstaltungen wie Wallfahrten nach Mariazell sowie "Bekenntnismärsche" auf der Wiener Ringstraße. "Die Anliegen Cardijns und seine zentralen Aussagen wie das Sehen-Urteilen-Handeln sind uns damals in Fleisch und Blut übergegangen und bestimmten unsere Bildung und unser Apostolat", so der Altbischof.
Als prägende Gestalten der KAJ in den Anfangsjahren beschrieb Aichern neben dem Gründerpriester Zeininger weitere KAJ-Seelsorger aus den Reihen der Jesuiten, Kalasantiner, Kapuziner, Sales-Oblaten und Olivetanern, den zuständigen Referatsbischof Paulus Rusch sowie auch den aus der christlich-sozialen Arbeiterbewegung stammenden Nationalratspräsidenten Leopold Kunschak. Besonders erwähnte er den später jahrzehntelangen Bundessekretär der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung (KAB), Leopold Summerauer mit seinen ständiger Mahnung "Arbeit und Einkommen teilen!" Auf ähnliche Weise müsse die KAJ auch heute dazu beitragen, "dass unsere Welt nicht kälter und unpersönlicher wird", so der Bischof.
Wien, 19.1.2016
Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten