07.10.2015 | KABÖ
Anlässlich des „Welttag für menschenwürdige Arbeit“ am 7. Oktober verteilen Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmer/innen Bewegung (KAB) in Fabriken, Werkstätten, Büros und Handelsgeschäften in Österreich und weltweit Glückwunschkarten mit der Aufschrift „Einen guten Arbeitstag!“. Unser zentrales Anliegen: "Der Mensch muss im Mittelpunkt der Arbeitswelt stehen."
30h/Woche Normalarbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich
Die Forderung der KAB Österreich für eine kollektive Arbeitszeitverkürzung und die schrittweise Einführung einer „30-Stunden-Woche", um Arbeitslosigkeit abzubauen und das Erwerbsarbeitsvolumen fair zu verteilen, wird immer drängender.
Sowohl in Deutschland, als auch in Österreich sprechen sich immer mehr Soziolog/innen und Wirtschaftswissenschaftler/innen für eine Reduktion der Normalarbeitszeit aus, weil ohne Arbeitszeitverkürzung nie wieder eine Vollbeschäftigung zu erreichen sein wird.
Bei der Diskussion über Arbeitszeitverkürzung geht es aber auch darum die gesellschaftlichen Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Die Fragen nach Gesundheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Kindererziehung, Lebens- und Freizeitqualität sowie Vermeidung psychischer Erkrankungen, die Erhaltung der Leistungsfähigkeit und dgl. spielen dabei eine wichtige Rolle. Die derzeitige arbeitszeitpolitische Realität wird den Ansprüchen vieler Arbeitnehmer/innen nicht mehr gerecht. Lange Arbeitszeiten und viele Überstundenarbeit verschärfen die Situation.
Angesichts der anhaltenden Massenarbeitslosigkeit, der Unterbeschäftigung von vielen Arbeitnehmer/innen und der Ungleichverteilung von Arbeit und Erwerbsarbeit brauchen wir eine neue gesamtgesellschaftliche Initiative für die Diskussion und Umsetzung von Arbeitszeitverkürzung, Arbeitsumverteilung und Zeitsouveränität.
Sehr wohl stellen auch die derzeit zunehmenden Flüchtlingsströme unsere Gesellschaft vor neue, noch nie da gewesene Herausforderungen. Denn jeder Mensch benötigt für ein Leben in Würde auch einen angemessenen Arbeitsplatz. So könnte eine allgemeine Verkürzung der Normalarbeitszeit dazu beitragen, gerade Menschen in dieser speziellen Not die Integration in unsere Gesellschaft zu erleichtern.
Die Umsetzung einer 30-Stunden-Woche und die Umverteilung von Arbeit, Zeit und Einkommen ist ein gesamtgesellschaftliches Projekt, in dem viele gesellschaftliche AkteurInnen und die Zivilgesellschaft insgesamt eingebunden werden müssen. Erforderlich ist auch eine breite Unterstützung aus Politik, von Sozial- und Umweltorganisationen sowie Kirchen, um eine kollektive Arbeitszeitverkürzung umsetzen zu können. Die KAB verpflichtet sich auch als Arbeitgeberin ihr eigenes Handeln daraufhin zu überprüfen.
Ein wirksames Mittel um Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung abzubauen, ist die Schaffung von „guter Arbeit" in nachhaltigen Wirtschaftssektoren. Wir brauchen eine Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, die in personennahe Dienstleistungen investiert und den Ausbau von öffentlicher Beschäftigung insbesondere in den Bereichen Bildung, Erziehung, Gesundheit- und Altenpflege und den ökologischen Umbau fördert.
Um diese und viele andere Themen rund um die Arbeitswelt zur Sprache zu bringen, macht die Katholische Arbeitnehmer/innen Bewegung am 7. Oktober auf den „Welttag für menschenwürdige Arbeit" aufmerksam und stellt die Arbeit in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit.
Den "Welttag für menschenwürdige Arbeit" hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ins Leben gerufen, um für Grundrechte in der Arbeit einzutreten. Für die UN-Organisation beinhaltet menschenwürdige Arbeit u.a. ein angemessenes Einkommen, Sicherheit am Arbeitsplatz, sozialen Schutz für Familien, die Beteiligung an Entscheidungen, die das Leben beeinflussen sowie Chancengleichheit und die Gleichbehandlung von Frauen und Männern.