Wie gerecht (um)verteilen?
Schon in der Sippe war es geregelt, das Recht des Stärken, des Jägers auf die guten Stücke des erlegten Wildes und mit dem minderen Resten wurde die Versorgung von Alten, Schwachen und Kindern gesichert. Also ein ewiger Kampf!?
Erst Mitte des 20.Jhdt. waren die Strukturen der Versorgung so weit entwickelt, dass theoretisch die ganze Menschheit mit genügend Nahrungsmittel versorgt werden könnte. Also, es war kein Kampf mehr ums nackte Überleben notwendig und der Philosoph Erich Fromm beschäftigte sich, mit der Idee des Grundeinkommens und mehr Selbstbestimmung.
Dazu braucht es eine Basis (Regeln – Gesetze) die Gerechtigkeit ermöglichen. Liebe in Wahrheit (Caritas in veritate), scheint eigentlich eine „Bedingung“! So theologisch dies auch erscheinen mag, aber ist Liebe immer gerecht? Muss sie nicht manchmal gegen von Menschen geschaffenes Regelwerk (Gesetze) verstoßen? Siehe Christus und die Pharisäer oder Asylwerber usw.
Einige Ergebnisse aus dem durchaus engagierten auf „Begegnung“ orientierten Studientag:
- Umverteilung sollte u.a. bedeuten, Anhebung der finanziellen Basis der sozial Schwachen
- Ausschaltung der Armutsfalle durch gerechten Lohn, für jeden leistbare Fachausbildung aber auch für nicht meßbaren gesellschaftlichen Beitrag - wie Kindererziehung - gerechten Ausgleich (z.B. Pensionsansprüche für erziehende Mütter)
- für Sozialhilfe- oder Ausgleichszulagenbezieher eine sozial vertretbare Zuverdienstmöglichkeit, bis zu einem bestimmten Sockelbetrag, ohne Kürzung der Sozialleistung
Soziale Gerechtigkeit und Leistungsbereitschaft widerspricht sich nicht
Im Sinne der Enzyklika „Caritas in veritate“, hat jeder Mensch – ohne Leistungsbedingung – ein Recht auf ein würdiges Leben (Prinzip der Unentgeltlichkeit*)! Die Voraussetzungen für ein Leben in Würde, anstatt in Armut, sind unserer Gesellschaft durchaus bekannt, oft errechnet aber selbst bei der künftigen Mindestsicherung nicht beachtet. Daher fordern wir zum Thema „gerechte (Um)Verteilung“, mehr Gerechtigkeit und nicht Almosen. Daher einen gerechten Mindestlohn von etwa € 1130.- bzw. dem 11/2 fachen Ausgeichzulagenrichtsatz!
Die Armut in der Welt sichert geradezu unseren Reichtum, auch die Armut in Afrika oder Indien unterstützt, ermöglicht unseren Wohlstand! Ist das GERECHT (gerechte Verteilung)? Die Gesetze, die uns da „RECHT“ geben sind vielleicht doch etwas lieblos entstanden.
Gerechtigkeit läßt sich nicht in Gesetzen fest machen, sie muss gelebt werden und bedarf einer Ethik. Ethik ohne Glauben – egal welcher Weltreligion – ist nahezu unmöglich. Gerechtigkeit bedarf der Wahrheit (die täglich neu entsteht) und auch deshalb gelang es bisher noch keinem Gesetzeswerk, egal ob Judentum (Pharisäer), Christentum oder modernen Demokratien, Gerechtigkeit fest zu machen. Für dieses tägliche Suchen und Leben nach Gerechtigkeit ist die neueste Sozialenzyklika wirklich sehr hilfreich.
Nicht Almosen brauchen wir, sondern Gerechtigkeit! Es wird immer wieder einer Caritas bedürfen, aber wir sollten nach einer Gerechtigkeit in der „Umverteilung“ der Güter dieser Erde – die für alle Menschen gleichermaßen zur Verfügung sind – streben! Das bedeutet „täglich neu beginnen“ (Cardijn) um so vielleicht ein Stück Himmel auf Erden wirksam werden zu lassen.
Das Prinzip der Unentgeltlichkeit bedeutet, dass der Mensch (Ebenbild Gottes) nicht auf seine „Nützlichkeit“ reduziert werden darf.
Walter Rijs
24.11.2009