Den Wandel gestalten
Seitens der Katholischen Arbeitnehmer:innen-Bewegung Österreichs haben die Vorsitzende Anna Wall-Strasser und die Generalsekretärin Gabriele Kienesberger am Seminar teilgenommen. Die Ergebnisse der Gespräche sind in einer Deklaration unter dem Titel “Die Hoffnung ist kühn” niedergelegt: “Wir glauben, dass jede:r zum gesellschaftlichen Wandel beitragen kann, den wir brauchen. Auch wenn die Dinge schwierig sind – wir geben die Hoffnung nicht auf”.
Solidarität, Bildung, Dialog
In ihrer Deklaration bekennen sich die Mitgliedsorganisationen der Europäischen Christlichen Arbeitnehmer:innen-Bewegung zu Solidarität insbesondere gegenüber Arbeiter:innen, die “besonders vulnerabel” sind. Schon jetzt gestalte man vielerorts konkrete Projekte in diesem Kontext, die man künftig verstärkt vorantreiben wolle. Dazu komme die Organisation von Bildung und Empowerment auf persönlicher wie kollektiver Ebene mit dem Ziel der Emanzipation und Autonomie. Als EBCA fördere man den “Dialog zwischen Kirche und Arbeiterklasse”, lenke die Aufmerksamkeit der Kirche auf die Arbeitsbedingungen und fordere Positionierungen im Sinne der Menschenwürde ein, heißt es in der Deklaration weiter. Man pflege den Dialog mit anderen Organisationen und setze sich gemeinsam für einen politischen Wandel ein. Der Klimakrise stelle man sich, indem man sie in ihrer Verbindung mit sozialen Fragen reflektiere und in gesellschaftlichen Debatten eine fundierte Haltung auf Grundlage der eigenen Überzeugungen einbringe. Eine konkrete Forderung der EBCA ist die nach einem Lieferkettengesetz auf EU-Ebene, das menschenwürdige Arbeitsbedingungen und die Wahrnehmung ökologischer Verantwortung in den Lieferketten sicherstelle.
Die Gesundheitskrise ist auch eine soziale Krise
Eingangs hält die EBCA in ihrer Deklaration fest, dass die Corona-Pandemie nicht nur ein Gesundheits-, sondern gleichzeitig auch ein soziales Problem darstelle, “das wie ein Brennglas bereits vorher existiert habende Probleme verschärft”. Dazu gehörten Armut, Arbeitslosigkeit, ungleiche Lebensbedingungen, Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern, zwischen Reichen und Armen: “Die Unterschiede haben zugenommen.”
Vielfache Herausforderungen
Die Situation von bezahlten und unbezahlten Care-Arbeitenden sei in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, die Überlastung von Menschen in Care-Berufen habe sich noch weiter verstärkt, so die EBCA in ihrem Papier. Die nicht ausreichend zielgerichtete Unterstützung von Unternehmen und Arbeitnehmer:innen durch die Regierungen habe zu sozialen Verwerfungen geführt. In vielen Ländern fehlten gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Rechte von Arbeitnehmer:innen in mobilen Diensten und im home-office sichern, Arbeitsformen, die während der Pandemie zugenommen haben. Im Blick müsse andererseits behalten werden, dass viele Arbeitnehmer:innen während der Pandemie weiter in Präsenz arbeiten mussten, auch ihnen gelte es, angesichts der anhaltenden Belastung durch die Epidemie Aufmerksamkeit zu schenken. Ohnehin vulnerable Gruppen wie etwa Arme, Migrant:innen, Menschen mit Behinderungen oder junge Menschen seien von der Pandemie besonders betroffen, psychische Belastungen und der Trend hin zum Individualismus hätten zugenommen, so der Befund der EBCA.
Zeichen der Hoffnung
Gleichzeitig nehme man Hoffnung gebende Entwicklungen wahr, heißt es in der Deklaration. Die Bereitschaft zu solidarischem Handeln sei an vielen Stellen gewachsen, Menschen hätten einander eigenständig initiativ unterstützt. Unternehmen der Sozialwirtschaft hätten ihre Stärken unter Beweis gestellt und sich als besonders resilient erwiesen.
(eo/28.9.2022)