Maximilian Aichern seit 30 Jahren Bischof
Linz, 11.01.12 (KAP)
Vor 30 Jahren, am 17. Jänner 1982, hat der Linzer Altbischof Maximilian Aichern (79) die Bischofsweihe empfangen. Dieses Jubiläum feiert die Diözese Linz am Sonntag, 22. Jänner, um
10 Uhr im Linzer Mariendom und lädt alle oberösterreichischen Katholiken dazu ein. Die Eucharistiefeier wird vom Domchor mit der "Zauberflötenmesse" und mit Volksgesang gestaltet. Im Anschluss an die Feier werden zu den Gesprächen am Domplatz warme Getränke gereicht.
In einem Interview anlässlich seines Weihejubiläums in der aktuellen Ausgabe der Linzer "KirchenZeitung" sagte Aichern zu den "immer wieder vorgetragenen" Wünschen kirchlicher Reformgruppen wie der Pfarrer- oder der Laieninitiative, er könne diese Bewegungen "durchaus verstehen". Aichern wörtlich: "Ihre Anliegen werden ja auch von einer Reihe von Bischöfen geteilt, wenn man auch bei der Vorgangsweise nicht in allem auf einer Linie liegt." Er selbst könne dem, was die Altbischöfe Reinhold Stecher und Helmut Krätzl darüber gesagt haben, zustimmen: "Es müssten manche Anliegen auf weltkirchlicher Ebene noch stärker vertreten werden", denn viele Christen teilten sie.
Dass Österreichs Bischöfe mehrmals darüber gesprochen und "auch manches in Rom diskutiert" haben, sei nur wenig an die Öffentlichkeit gedrungen. Er selbst habe einige dieser Fragen bei Gesprächen mit Papst Johannes Paul II. und mit dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger angesprochen, erzählte Aichern. "Kirche muss um der Menschen willen immer weiter denken."
Im Rückblick auf seine Zeit als Diözesanbischof äußerte sich Aichern "dankbar für die viele Unterstützung der diözesanen und pfarrlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" und für die "gute Atmosphäre" in der Diözese Linz. Belastet hätten ihn manche Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche, "dass mitunter Feindbilder aufgebaut wurden und dass gelegentlich vom Bischof gewaltsames Eingreifen gefordert wurde". Für ihn sei immer ein Wort von Papst Johannes XXIII. maßgeblich gewesen: "Non vi, sed amore" - "nicht mit Gewalt soll man seine Aufgabe erfüllen und den Menschen gegenübertreten, sondern mit Geduld und Liebe".
Fleischhauersohn wird Abt und Bischof
Aichern wurde am 26. Dezember 1932 als Sohn eines Fleischhauers in Wien geboren. Er maturierte 1951 und arbeitete anschließend im elterlichen Betrieb. 1954 trat er in das Benediktinerkloster St. Lambrecht ein. Er studierte an der Universität Salzburg und an der Päpstlichen Hochschule San Anselmo in Rom. 1959 wurde er in der Abtei Subiaco in Rom zum Priester geweiht. Anschließend wirkte er als Kaplan an der Stiftspfarre St. Lambrecht und als Berufsschulkatechet.
1964 wurde der damals erst 32-jährige P. Maximilian zum Abtkoadjutor gewählt. Die Abtweihe empfing er am 12. Juli 1964. 1977, nach dem Tod seines Vorgängers, wurde er Abt von St. Lambrecht. Ein Jahr später wählte man ihn auch zum Abtpräses der österreichischen Benediktinerkongregation.
Am 15. Dezember 1981 ernannte Papst Johannes Paul II. Aichern zum neuen Bischof von Linz. Am 16. Jänner 1982, einen Tag vor der Bischofsweihe, übernahm er offiziell die Amtsgeschäfte als zwölfter Bischof der Diözese. Die Bischofsweihe am 17. Jänner vollzog Kardinal Franz König gemeinsam mit Altbischof Franz Zauner und Bischof Alois Wagner. Als bischöflichen Wahlspruch wählte sich Maximilian Aichern "In caritate servire" (In Liebe dienen).
Es war kennzeichnend für den "Regierungsstil" Bischof Aicherns, dass er in nur zehn Jahren nach seinem Amtsantritt in sämtlichen 485 Pfarren der Diözese zur offiziellen bischöflichen Visitation gewesen ist. Zu den Höhepunkten seines ersten Bischofs-Dezenniums gehörten zweifellos die beiden Besuche von Papst Johannes Paul II. in
Österreich (1983 und 1988). Für die Diözese Linz war dabei besonders die Begegnung mit dem Papst 1988 in Enns-Lorch sowie dessen Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen von Bedeutung.
Immer wieder meldete und meldet sich Maximilian Aichern zu Wort, wenn es gilt, die Menschenwürde zu verteidigen. In seiner Diözese gründete er die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung und im Bischofshaus wohnten über mehrere Jahre zwei Flüchtlingsfamilien.
In der Bischofskonferenz trug Aichern u.a. Verantwortung für das Laienapostolat und die Katholische Aktion, die Katholische Arbeitnehmerbewegung, die Katholische Frauenbewegung, die Katholische Sozialakademie Österreichs und die Orden; lange war er auch Mitglied der Finanzkommission.
Unter Aicherns Federführung erarbeiteten die Bischöfe ab 1988 den inzwischen berühmt gewordenen "Sozialhirtenbrief", der 1990 erschienen ist. Das Dokument wurde in einem für die österreichische Kirche bisher einmaligen Vorgang aufgrund einer breiten Diskussion in der kirchlichen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit formuliert. Aichern war auch maßgeblich an der Ausarbeitung und Umsetzung des Sozialwortes der 14 christlichen Kirchen in Österreich 2003 und an der Gründung der "Allianz für den arbeitsfreien Sonntag" 1997 beteiligt.
Am 18. Mai 2005 nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch von Bischof Aichern an und ernannte ihn gleichzeitig zum Apostolischen Administrator der Diözese Linz. Am 18. September 2005 übergab Aichern das Amt des Diözesanbischofs an den damaligen Wiener Weihbischof Ludwig Schwarz.
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