Freier Sonntag "unverzichtbares Gut der Gesellschaft"
Linz, 01.12.11 (KAP)
Der freie Sonntag ist ein "unverzichtbares Gut der Gesellschaft": Das hat der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz bei einer Pressekonferenz der oberösterreichischen "Allianz für den freien Sonntag" betont, die am Donnerstag in Linz unter dem Motto "Gemeinsam frei: Dafür muss Zeit sein!" stattfand. Die neben dem Bischof am Podium sitzenden Persönlichkeiten verdeutlichten, wie gesellschaftlich breit in Oberösterreich das Engagement für den arbeitsfreien Sonntag ist: Landeshauptmann Josef Pühringer brach für dieses Anliegen ebenso eine Lanze wie der oberösterreichische Wirtschaftskammer-Präsident Rudolf Trauner, Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer und Allianz-Sprecher Christian Öhler.
Schwarz erinnerte in seinem Statement an das dritte der Zehn Gebote "Du sollst den Tag des Herrn heiligen", bei dem zunächst der soziale Aspekt im Mittelpunkt stehe: "Der siebte Tag ist ein Ruhetag für alle." Als Symbol der Freiheit von Arbeit und Sklaverei sei es "so gesehen das älteste Sozialgesetz der Menschheit", erklärte der Bischof. Die ersten Christen hätten den Sonntag als Tag der Auferstehung Christi gefeiert und das Ruhegebot des jüdischen Sabbats übernommen.
Der arbeitsfreie Sonntag erinnert laut Schwarz daran, "dass das Leben im Wesentlichen ein Geschenk ist und nicht durch Arbeit und Leistung erworben werden kann". Es gebe "Werte jenseits von Angebot und Nachfrage".
"Froh und auch ein wenig stolz" äußerte sich Bischof Schwarz darüber, dass es die Allianz für den freien Sonntag - ausgehend von Oberösterreich - seit Juni auch auf europäischer Ebene gebe. "Wir möchten die Politik und Wirtschaft auffordern, der Sonntagsruhe schützend einen sicheren Rahmen zu geben, so wie Kulturgüter und Naturräume geschützt werden", so Schwarz. Der Sonntag sei unzweifelhaft ein echtes "Welt-Kultur-Erbe".
Die Gründung der Europäischen Sonntags-Allianz war laut Allianz-Sprecher Öhler ebenso Anlass für die hochkarätig besetzte Pressekonferenz wie das 14-jährige Bestehen der Sonntags-Allianz in Oberösterreich und das zehnjährige auf Österreich-Ebene. Es gebe aber auch gute Gründe für einen Blick in die Zukunft: Bei einem Festakt am Donnerstagabend im Linzer Schloss würden drei neue Organisationen - darunter der Katholische Familienverband OÖ - der Allianz beitreten. Der Linzer Altbischof Maximilian Aichern und der deutsche Zeitforscher Jürgen P. Rinderspacher legen dabei Positionen zum freien Sonntag dar.
Gegen "Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft"
Landeshauptmann Pühringer warnte vor einer "Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft" , die letztlich keine Umsätze steigere, wohl aber Lebensqualität koste: "Die Sonntagsruhe, die bei uns sogar in der Landesverfassung verankert ist, muss weiter hoch gehalten werden." Ausnahmen würden auch künftig genau geprüft, vor allem auch im Interesse der Handelsangestellten, kündigte Pühringer an. "Tag und Nacht konsumieren, und das 365 Tage im Jahr, ist nicht das Ziel, das wir verfolgen."
Wirtschaftskammer-Präsident Trauner erklärte, in Branchen wie im Gesundheitswesen, im Personenverkehr und Tourismus müsse auch am Sonntag geöffnet werden. Für ein Abgehen von den eingeschränkten Öffnungszeiten im Einzelhandel gebe es aber keinen Anlass. Trauners Pendant in der Arbeiterkammer, Präsident Kalliauer, forderte eine effektive Kontrolle bestehender Vorschriften zum Sonn- und Feiertagsschutz und die konsequente Ahndung von Verstößen.
Fakten zur Sonntagsarbeit in Österreich gab Allianz-Sprecher Öhler bekannt: 457.000 Menschen - das sind knapp 13 Prozent der Beschäftigten - leisten regelmäßig Sonntagsarbeit. Betroffen sind vorrangig Tourismus und Gastronomie (mit mehr als 100.000 Sonntagsarbeitenden), das Gesundheits- und Sozialwesen (94.000), der Bereich Erziehung und Unterricht (47.000) und die Warenproduktion (38.000). An Samstagen arbeiten in Österreich laut Statistik Austria knapp 900.000 Menschen bzw. jeder vierte Beschäftigte. (ende)
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