Soziales Europa - wohin?
Armut in Europa ist nicht allein durch Erwerbsarbeit zu verhindern.
Dies ist ein Ergebnis der 5. Sommerakademie im Oswald-Nell-Breuning Haus in Herzogenrath.
Referentin des ersten Tages war die Sozialexpertin und Vizepräsidentin des European Anti Poverty Networks, Dr. Michaela Moser aus Wien.
Sehen Sie ein Inteview mit der Sozialexpertin Dr. Michaela Moser:
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Seminarbericht:
Die Spaltungen zwischen und in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft schreiten voran und gefährden immer mehr den sozialen Zusammenhalt. In Folge der fortschreitenden Globalisierung stellen grundlegende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen die Länder Europas vor große Herausforderungen. Bislang jedoch stehen ökonomische Fragen wirtschaftlicher Effizienz im Vordergrund. Investiert wird in den “Wirtschaftsraum” Europa, demgegenüber wird der “Sozialraum” als nachrangig betrachtet. Europa muss aber gerade hinsichtlich der strukturellen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt mit den bekannten Folgen, dass immer mehr Menschen prekär beschäftigt sind und die Zahl der „Working Poor“ stetig wächst, Vorbild für ein anderes Wirtschaften werden.
In dem Seminar stellte einführend Frau Dr. Michaela Moser, Europäische Armutskonferenz Wien, die aktuellen Forschungsergebnisse zum Thema „Prekäre Arbeit und ‚Working Poor‘ in Europa“ vor. Die Ursachen für die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, von denen alle Länder Europas betroffen sind, sind vielschichtig und komplex. Arm trotz Erwerbsarbeit wurde von den Teilnehmerinnen am Beispiel verschiedener Länder West- und Osteuropas diskutiert. Zentrale Stichworte waren dabei: Prekäre Arbeitsverhältnisse; Niedriglohnsektor; Mindestlohn und Soziale Sicherung.
Teilnehmerinnen aus Österreich
In einem zweiten Schritt wurden im Europäischen Parlament in Brüssel von der Sozialreferentin Philline Scholze von der Fraktion der Grünen Lösungswege, Perspektiven und Forderungen hinsichtlich einer europäischen Arbeits- und Sozialpolitik aufgezeigt. Diskutiert wurde besonders auch die Einführung eines europäischen Mindesteinkommens. Ein besonderes Anliegen war den Teilnehmer/innen, inwieweit politische Steuerungsinstrumente die Behebung der Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und bei der sozialen Sicherung in den Blick nehmen.
Wilfried Wienen, Europareferent der KAB Deutschlands aus Köln, erläuterte in seinem Referat zum Thema „Europäisches Sozialmodell – Wege zu einem sozial gerechten Europa“ die historischen und konzeptionellen Prozesse eines sozialen Europas. Er stellte für die EU-Ebene das Modell der sozialen Konvergenzziele und verschiedene Modelle einer sozialen Mindestsicherung auf europäischer Ebene auf. In den anschließenden Arbeitsgruppen wurden die Unterschiede der verschiedenen Mindestsicherungsmodelle herausgearbeitet und bewertet. Favorisiert wurde von den Teilnehmer/innen die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens europaweit.
Von großer Bedeutung war für die Teilnehmer/innen neben der intensiven Beschäftigung mit den beschriebenen Inhalten auch das Angebot, das Erlernte praktisch in einem „Künstlerbuch“ festzuhalten und somit aus der eigenen Perspektive exemplarisch aufzubereiten und neue Methoden politischer Bildungsarbeit zu erlernen.
Gleichzeitig galt es, politische Aktionsmöglichkeiten über nationale Grenzen hinweg zu entwickeln und gemeinsam konkrete Handlungsfelder und Schritte zu erarbeiten, mit dem Ziel Impulse für ein Engagement für ein soziales Europa zu geben und die Netzwerke christlicher Sozialbewegungen in Europa weiter zu entwickeln und sie als Akteure in den Zivilgesellschaften zu stärken.
In Arbeitsgruppen wurden konkrete Vorhaben und weiterführende Aktionsmöglichkeiten erarbeitet. Dabei reichte das Spektrum von Wanderausstellungen über Aktionsmöglichkeiten vor Ort bis hin zu nationalen und europäischen Befragungen.
einige Bilder vom Seminar: