Tag der Arbeitslosen | 30. April 2010
Mit dem Verlust des Arbeitsplatzes ist oftmals auch sozialer Abstieg, Verschuldung, hohe psychische Belastung und Krankheit verbunden. Die gegenwärtige wirtschaftliche Krise bekommen wiederum die Schwächsten in der Gesellschaft am meisten zu spüren. Wenn wir am 1. Mai die Arbeit als hohes Gut unseres Lebens und wichtigen Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft feiern dann hat es gerade durch die jetzige Situation in der Wirtschafts- und Finanzwelt den Anschein, dass Erwerbsarbeit von Teilen der Gesellschaft nicht ernst genommen wird. Nämlich jenen Teilen, die durch ihr unverantwortliches Handeln, sei es in der Politik oder in der Wirtschaft, diese Krise herbeigeführt haben.
Als KAB Wien berufen wir uns auf das Evangelium und die Christliche Soziallehre - wonach jeder Mensch das Recht auf Arbeit hat, ebenso das Recht sein Leben in Freiheit zu gestalten. Dies ist allerdings nicht möglich, wenn nicht genügende Absicherung vorhanden ist, wenn Menschen mit dem Verdienten (oder der Arbeitslosenunterstützung) nicht ihr Auslangen für die Bedürfnisse des täglichen Lebens finden. Das Recht auf Arbeit sollte bewusst nicht auf fremdbestimmte oder andere Erwerbsarbeit reduziert werden. Dabei sollte man auch an Künstler denken, welche nicht wissen, ob sie von ihrer Leistung (Arbeitsleistung) leben können. Auch die Güter (Bodenschätze) nützen am wenigsten jenen, welche schwerste Erwerbsarbeit leisten.
Besonders hinweisen möchten wir auch auf den Umstand der vielen unbezahlten Arbeit, ohne die unsere Gesellschaft heute nicht auskommen würde. Hier ist es vor allem die von Frauen geleistete Arbeit im Haushalt, in der Pflege und der Kindererziehung. Ein wichtiger Bestandteil ist auch die viele ehrenamtliche Tätigkeit die zum Wohle der Allgemeinheit geleistet wird.
Wenn in letzter Zeit wieder über eine neue Steuerreform nachgedacht wird darf es aber nicht zu neuerlichen Belastungen von ArbeitnehmerInnen kommen, sondern vielmehr ist eine gerechtere Verteilung der steuerlichen Belastungen anzustreben. Am Arbeitsmarkt ist auch die Zusage von Ausbildungsplätzen ein guter Schritt, kann aber auch nur ein Anfang eines neu überdachten Arbeitsbegriffes sein. Es ist sicher begrüßenswert, dass alle, die es möchten auch die Möglichkeit haben, einen Beruf zu erlernen. An dieser Stelle geht unsere Forderung auch an die Industrie und die Wirtschaft, in den Betrieben wieder mehr Ausbildungsplätze zu schaffen und diese Aufgabe nicht nur dem staatlichen Stellen zu überlassen. Die Frage bleibt aber: „Haben nachher auch alle einen Arbeitsplatz?“ In Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit junger Menschen muss für die Zukunft sicher mehr getan werden als bisher. (Bedingungsloses) Grundeinkommen ist nur ein Punkt der in diesem Zusammenhang zu diskutieren ist.
Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, die ungenützten, vom Staat bereitgestellten Gelder für die Banken, für eine rasche Einführung einer Grundsicherung (oder noch besser Grundeinkommen) zu verwenden. Das würde die Wirtschaft rascher und wirkungsvoller beleben.
Als KAB sind wir Teil der katholischen Kirche und fordern daher auch in den eigenen Reihen darüber nachzudenken, wie Kirche aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft, im Sinne von Recht und Gerechtigkeit, teilnehmen kann.
Die KAB Wien fordert daher alle maßgebenden Stellen (Politik, Wirtschaft, Kirchen, ÖGB, usw.) auf, anlässlich des Tages der Arbeit alles zu unternehmen eine menschengerechte und menschenwürdige Welt, in der Arbeit ein wichtiger Teil ist, miteinander zu gestalten.
Johann Lechner
Diözesanvorsitzender,
KAB der Erzdiözese Wien