Trotz Handicaps fit für die Berufswelt
Manchmal kommen Mädchen zu ihm, die wenig sprechen, sagt Ernst Pöschl. „Ein Mädchen hat mir einmal gesagt, dass sie nie eine Arbeit finden wird und sie deshalb nicht mehr leben möchte.“ Pöschl hat sie dann in seinen integrativen Kurs für arbeitslose Mädchen geholt. Heute erledigt sie Hilfsarbeiten in einer Fabrik und ist vollbeschäftigt.
Ernst Pöschl, KAB-Seelsorger
Auch der burgenländische Landesrat Peter Rezar weiß: „Bei allen Bemühen um die Lehrlinge vergisst man dabei oft auf die vielen jungen Menschen, die nicht die Voraussetzung für einen Lehrberuf mitbringen.“ Es gehe hier nicht um körperliche oder geistig behinderte Menschen, sondern um junge Frauen, denen soziale Kompetenzen einfach fehlen. Chancen auf einen Arbeitsplatz liegen bei solchen Menschen meistens bei Null.
Dr. Peter Rezar, Landesrat
Training für zehn Monate.
Zum vierten Mal findet das Projekt der KAB heuer statt. Teilnehmen können arbeitsuchende Frauen zwischen 15 und 24 Jahren. „Die meisten davon kommen aus Nord- oder Mittelburgenland“, erklärt Pöschl. 12 Frauen sind es heuer, die am „fürs Burgenland einzigartigen Projekt" teilnehmen. Zehn Monate – von Feber bis Anfang Dezember – sind die Mädchen im Franziskanerkloster in Eisenstadt dann damit beschäftigt, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Es gibt Gruppentrainings zur Kommunikationsverbesserung, Persönlichkeitsbildung, zu Förderung der Eigenständigkeit, wirtschaftliche Haushaltsführung und konkrete Anleitungen zur richtigen Bewerbung.
100.000 Euro nimmt das Land gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds dafür in die Hand. Landesrat Rezar sieht das Projekt als wichtige Ergänzung zum Jugendpaket des Landes, das 1.000 jungen BurgenländerInnen einen Arbeitsplatz bietet und mit neun Millionen Euro dotiert ist. Auch Praxis können die zwölf Mädchen während der Kurzdauer sammeln. Projektpartner wie Hotels, Altenheime, Restaurants oder Handelsbetriebe stellen sich dafür zur Verfügung. „Wir wollen den Teilnehmerinnen eine breite Palette an Berufen näher bringen, um ihnen verschiedene Berufsmöglichkeiten aufzuzeigen“, betont Pöschl.
Starker Partner.
Zum zweiten Mal in Folge ist auch das Berufsförderungsinstitut (BFI) als Kooperationspartner dabei. Dadurch gibt es neue Ausbildungsinhalte. Dreimal pro Woche sollen gezielte Maßnahmen gesetzt werden. „Wir wollen sehen, wo sie stehen und wohin sie wollen. Wir wollen ihren Selbstwert stärken und die dahingehend beeinflussen, das sie selbstständig ihren Berufsweg planen können“, erklärt Peter Maier, GF des BFI Burgenland. Vergangenes Jahr konnte die Hälfte der jungen Frauen in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Gerald Grossmann
31.01.2010, Martinus