Bedingungsloses Grundeinkommen bestärkt das Recht auf Einkommen
Die Katholische Arbeitnehmer:innenbewegung Österreichs - KABÖ tritt für eine breite Diskussion um die Themen Arbeit und Einkommen ein.
(Wien, 21.10.2021) Die Teilnehmer:innen der KAB-Bundeskonferenz setzten sich vom 15.-17.10.2021 mit der Vision eines Grundeinkommens und ihren sozialpolitischen und ethischen Aspekten auseinander. In der Pandemie verstärkte sich die Dringlichkeit des Themas: Viele in unserem Land können von ihrer Arbeit nicht leben. Gründe dafür sind u.a. weil Arbeitnehmer:innen an ihrem Arbeitsplatz zu wenig verdienen, weil sie unbezahlte Arbeit verrichten, weil sie gesundheitlich eingeschränkt sind oder Angehörige versorgen oder pflegen. Für erwerbsarbeitslose Menschen reicht das derzeitige Arbeitslosengeld vielfach nicht aus, und die viel zitierten offenen Stellen passen selten mit der Lebens- oder Gesundheitssituation bzw. den jeweiligen Fähigkeiten der Stellensuchenden zusammen. „Es braucht also eine grundlegende Weiterentwicklung des Sozialstaats, denn es geht um gesicherte Existenz, um die materielle Basis für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben. Das steht jedem Menschen zu – egal ob er oder sie gerade eine Erwerbsarbeit hat oder nicht,“ betont einmal mehr die KABÖ-Bundesvorsitzende Anna Wall-Strasser im Anschluss an den Studientag zu Grundeinkommen und Existenzsicherung.
Wer sind die oftmals zitierten „Langzeitarbeitslosen“?
In Österreich haben mehr als 200.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter aufgrund diverser Einschränkungen derzeit keine Chance auf einen Arbeitsplatz und fallen somit durch unser erwerbsarbeitszentriertes Sozialsystem. Daher befasste sich die KABÖ Bundeskonferenz in einem Studientag, begleitet vom Sozialexperten Nikolaus Dimmel, von der Uni Salzburg, mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen. Klar ist dabei, dass ein wie immer ausgestaltetes Grundeinkommen auf dem bestehenden Sozialstaat aufbauen muss: Wohnen, Bildung, Gesundheit und Infrastruktur müssen leistbar bleiben. Manche würden aber eine gesicherte finanzielle Basis für einen Berufswechsel oder gemeinwohlorientierte gesellschaftliche Tätigkeiten nützen. Viele würden hingegen ihre Arbeitszeit verkürzen, das ergeben Befragungen seit drei Jahrzehnten.
Recht auf Einkommen
Ein Grundeinkommen könnte für viele Menschen eine Basis für ein gesichertes Leben in Würde garantieren. Das wäre die Voraussetzung für eine persönliche und berufliche Neuorientierung, wie das 2018 und 2019 im Oberen Waldviertel durchgeführte „Projekt Grundeinkommen“, initiiert vom damaligen Betriebsseelsorger und jetzigen Bundesseelsorger der KAB Österreich, Karl Immervoll, gezeigt hat. „Niemand lag in der sozialen Hängematte. Arbeit gibt es genug, vor allem unbezahlte. Was wir brauchen ist nicht ein Recht auf Arbeit, sondern ein Recht auf Einkommen,“ zieht Immervoll den Schluss aus der wissenschaftlich begleiteten Projektevaluierung.
Die KAB will die Auseinandersetzung weiterführen und plädiert für eine breite Diskussion zu den Themen Grundeinkommen, Arbeit und Existenzsicherung. Am 23. Juni nächsten Jahres wird es dazu an der Universität Wien ein Symposion geben, an dem Karl Immervoll u.a. gemeinsam mit Jörg Flecker konzeptiv arbeitet.
Terminaviso: Symposion „Zwischen Marienthal und Heidenreichstein“
Termin: 23.6.2022, 10 – 17 Uhr
Ort: Universität Wien, "Sky Lounge" am Oskar Morgenstern-Platz
70 Jahre KABÖ
Im April 1951 wurde in Attnang-Puchheim die KAB Österreich als eigenständige Gliederung gegründet. Aus diesem Anlass lud die KAB pandemiebedingt in kleiner Runde zu einer Feier im Rahmen der Bundeskonferenz in das Maria Ward Haus im Lilienhof bei St. Pölten am 16.10. ein. Die alten und jungen Aktivisten und Aktivistinnen kamen dabei ins Gespräch über den Oktoberstreik 1950 und die Herausforderung der Positionierung als KAB, über Politik und Kirche damals wie heute, über eine kämpferische Betriebsseelsorge, bis zu den Themen wie Grundeinkommen und Lieferkettengesetz. Das Resumee unserer Besucher:innen vom KAÖ Präsidium Katharina Renner und Brigitte Knell lautete schließlich: den starken Arm der Arbeiter:innen und Brot und Rosen wird’s noch weitere 70 Jahre brauchen!
KABÖ verwendet ab sofort eine gendergerechte, inklusive und barrierefreie Schreibweise
Diskutiert und gleich auch beschlossen hat die Bundeskonferenz eine einheitliche Schreibweise in ihren Publikationen und somit auch im Logo: Gendergerecht, inklusiv und barrierefrei wird ab nun der Doppelpunkt in der Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich verwendet.
Kontakt:
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Für Rückfragen:
Mag.a Anna Wall-Strasser
Bundesvorsitzende KABÖ
Tel: 0676 7603046