Bischöfe planen, die Katholische Sozialakademie umzubauen und zu sanieren
Bischofskonferenz amputiert ihren sozialethischen Thinktank. Die KAB ist sauer!
Das AUS für die bisherige KSÖ
Die Katholische Sozialakademie Österreichs, seit über 60 Jahren das federführende Institut zur Erforschung und zeitgemäßen Anwendung der Katholischen Soziallehre, wird in bisheriger Form beendet. Seit Jahren ist deren Arbeit strukturell unterfinanziert, jetzt hat die Bischofskonferenz als Trägerin einen zusätzlich benötigten Finanzbedarf zum Anlass genommen, die Einrichtung zu schließen. Ein Finanzdirektor wurde eingesetzt mit dem Auftrag, den gesamten Betrieb binnen eines Jahres abzuwickeln. Mit einer inhaltlichen ‚Neuaufstellung‘ wurden die Bischöfe Freistetter, Glettler und Marketz beauftragt.
Die Katholische Sozialakademie war das sozialethische Aushängeschild der Katholischen Kirche Österreichs, federführend tätig in der Erstellung des Sozialhirtenbriefs 1990 und des ökumenischen Sozialworts 2003, sowie des sozialwort 10+. Ihre wissenschaftliche Recherche war Grundlage der sozialen Botschaft der Kirche, mit ihrer emanzipatorischen Bildungsarbeit hat sie tausende Menschen nachhaltig geprägt und zum gesellschaftspolitischen Engagement motiviert. Weit über die Kirche hinaus hat die ksoe gewirkt als verlässliche Stimme für eine gerechte Sozial- und Wirtschaftsordnung.
Mit der Schließung entledigt sich die Katholische Kirche Österreichs ihres sozialethischen Thinktanks – und dies gerade in Zeiten schwerwiegender sozialer Problemlagen.
Worin die ‚Neuausrichtung‘ bestehen soll ist unklar – offensichtlich soll der sozialen Botschaft, wie sie aktuell auch Papst Franziskus vertritt, die Spitze genommen werden. Es ist ein fatales Signal, das die Bischofskonferenz hier setzt, und es ist zu befürchten dass viele engagierte Katholikinnen und Katholiken der Kirche den Rücken kehren werden.
Für die KAB war die ksoe eine unverzichtbare Kooperationspartnerin und Impulsgeberin. In der Erarbeitung des Sozialhirtenbriefs und des ökumenischen Sozialworts wurde intensiv zusammengearbeitet, viele Bildungsprozesse gemeinsam bestritten, jeweils aktuelle Expertisen bei den Mitarbeiter*innen eingeholt. Für das kommende Jahr ‚5 Jahre Laudato Si‘ und 130 Jahre Katholische Soziallehre sind gemeinsame Veranstaltungen in Planung. Die Liquidierung der bisherigen ksoe ist für die KAB österreichweit ein großer Verlust. Unsere Solidarität gilt den betroffenen Mitarbeiter*innen, aber auch letztlich allen, die sich von der Kirche Österreichs relevante Beiträge zur Bewältigung der sozialen Krise erwarten.
Die Zeichen der Zeit zu erforschen, Stellung zu beziehen und in einer solidarischen Praxis „das Reich Gottes in der Welt gegenwärtig machen“ – das ist es, was Papst Franziskus von einer Kirche heute fordert (siehe Evangelii Gaudium 176).
Mag.a. Anna Wall-Strasser2020-07-03
Bundesvorsitzende
im Namen der Bundesleitung der KABÖ