Flashmob am Stephansplatz: Sonntag muss frei bleiben!
Teilnehmende an der Aktion, bei der mit Liegestühlen für die positiven Seiten der Sonntagsruhe geworben wurde, waren u.a. Dompfarrer Toni Faber, Abtpräses Christian Haidinger und der evangelische Superintendent Hans-Jörg Lein.
Seitens der Arbeitnehmer werde die Sonntagsöffnung einhellig abgelehnt, verwies Brantner gegenüber "Kathpress" auf eine Reihe von Umfragen, die die Gewerkschaft in der Wiener Innenstadt und im Einkaufszentrum Lugner City durchgeführt habe. "Egal wo wir fragten, immer sagten weit über 95 Prozent der Betroffenen, dass sie am Sonntag nicht arbeiten wollen", so der Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp für Wien. Es sei schon jetzt im Handel aufgrund der Individualisierung der Öffnungszeiten sehr schwierig, Arbeit, Familie und andere Aktivitäten etwa in Vereinen in Einklang zu bringen. Wenn die Sonntagsruhe falle, werde sich diese Situation erheblich verschärfen.
Heftige Kritik an den von der Wirtschaft und der Wiener ÖVP angepeilten "Tourismuszonen" in Wien äußerte Sonntagsallianz-Koordinatorin Gabriele Kienesberger von der Katholischen Sozialakademie Österreich (ksoe): Die Wiener Innenstadt sei nicht nur Touristen vorbehalten, sondern auch ein "Lebensraum der Wiener". Eine Sieben-Tages-Öffnung betreffe viele Branchen gleichzeitig, hätten doch damit etwa auch Sicherheitspersonal, Verkehrsbedienstete oder Reinigungskräfte ihre Rhythmen zu verändern. "Es geht nicht nur um die Verkäuferinnen, von denen viele in Teilzeit arbeiten und dann auch am Sonntag im Geschäft stehen müssen", so Kienesberger.
Kirche: "Erstes Freizeitprivileg"
Von einem "ersten Freizeitprivileg des Menschen" sprach Benediktiner-Abtpräses Christian Haidinger in seinem Statement für die Sonntagsruhe. Für die Kirche sei der Sonntag nicht nur aus religiösen Gründen heilig: "Nicht nur Christen, sondern jeder Mensch muss das Recht haben, an einem Tag nicht zu arbeiten, sondern Ruhe und Entspannung zu haben", betonte der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften. Wenn die Wiener ÖVP jene Arbeitnehmer, die zur Sonntagsarbeit willig seien, als die "Leistungswilligen" bezeichne, sei dies eine "schwere Diskriminierung" aller anderen, denen der Sonntag wichtig sei, so der Ordensmann.
Vom freien Sonntag hänge das Familienleben ab, seien es doch zu einem Großteil Mütter, die in den Geschäften arbeiten. "Wenigstens einmal in der Woche muss die Möglichkeit bestehen, sich in der Familie um den Tisch zu versammeln", so Haidinger weiter. Trotz vieler Feste drohe die Gesellschaft das Feiern zu verlernen - "denn dazu braucht es gemeinsame Zeit füreinander, für die Familie und für Freunde".
Der freie Sonntag sei der "wichtigste Tag der Woche" und auch biblisch begründet, betonte der evangelische Superintendent Hans-Jörg Lein. "Gott hat geruht, nachdem er die Schöpfung vollendet hat und uns aufgetragen, ebenfalls einen Tag Ruhe zu geben. Dazu kommt für uns Christen, dass wir an diesem Tag an die Auferstehung denken." Angesichts der zunehmend "hektischen Gesellschaft" sei es unbedingt notwendig, den Wochenrhythmus einzuhalten, was nur mittels eines nicht von Arbeit und Konsum geprägten Tages gelingen könne.
Der "Internationale Tag des freien Sonntags" am 3. März erinnert an den römischen Kaiser Konstantin, der an diesem Tag des Jahres 321 durch ein Edikt den "dies solis" zum verpflichtenden Feiertag für alle erklärte. Die von der Wiener ÖVP geforderte Sonntagsöffnung für die Bundeshauptstadt steht am 4. April im Mittelpunkt der nächsten Vollversammlung der "Allianz für den Freien Sonntag", zu der auch der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel als Diskussionspartner erwartet wird.
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