14. KAB-Regionalkongress in Bratislava
Markus Blümel von der ksoe nahm vor mehr als 30 TeilnehmerInnen eine Bestandsaufnahme vom Agrobusiness und der Macht einzelner Konzerne vor und ging auf die „solidarische Landwirtschaft“ als mögliche Alternative ein.
Konzerne üben heute Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungsketten aus und es steht das Streben nach Profit und nicht, den Bedarf zu decken, im Vordergrund. Bereits 2003 kontrollierten vier Konzerne 73 % des grenzüberschreitenden Getreidehandels - Oxfam schätzt den Wert aktuell auf 90 %. Dieses ABCD des Agrarhandels sind die Firmen Archer Daniels Midland (ADM), Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Am Beispiel Cargill (US-Konzern mit über 107 Mrd. USD Umsatz) zeigte Blümel die Macht auf allen Ebenen vom Saatgut über die Verarbeitung bis zum Verbraucher: „Nahrung ist mehr als ein Ware, man darf das nicht Konzernen überlassen.“
Klar wurden im Vortrag auch die Parallelen und Anknüpfungspunkte zu „Laudato si'“ und der Katholischen Soziallehre erkennbar. Problemfelder in der Landwirtschaft sind aktuell: Arbeitsbedingungen, Land Grabbing, Gentechnik, TTIP, Klimawandel und schwindende Vielfalt. Land grabbing wurde zB am Begriff der „flex crops“ aufgezeigt (erst wird angebaut, und der Marktpreis entscheidet, was mit den geernteten Produkten passiert: zB für Ernährung oder Biotreibstoff) und „Green grabbing“ wo Flächen zur Wiederaufforstung angekauft werden, und somit für Anbau nicht mehr verfügbar sind.
Die Probleme von Gentechnik, Saatgut, das nicht mehr vermehrt und getauscht werden kann, bis zur Macht der Konzerne, die den Markt kontrollieren und mit der Fusion von „Bayer“ und „Monsanto“ noch mehr Macht konzentriert haben und die durch Abkommen wie TTIP/CETA noch weiter gestärkt wird stellt Blümel das Prinzip der „solidarischen Landwirtschaft“ oder CSA („community supported agriculture“) entgegen.
Die Bindung von Preis und Produkt wird aufgehoben. Die sogenannten „ErnteteilerInnen“ sind Mitglieder einer Organisation und zahlen im Voraus einen Anteil an den Kosten des Jahres. Damit haben die ErzeugerInnen kein Ernterisiko und können mit einem fixen Einkommen rechnen. Der Beitrag der „ProsumentInnen“ kann nach Selbsteinschätzung (zB als Richtwert einer Initiative ca. 1.000 EUR) in Geld oder Arbeitsleitung eingebracht werden. Die Ernte wird geteilt. Niemand kauft einzelne Produkte. Im Vordergrund steht die Bedürfnisbefriedigung („jedeR muss essen können“) anstelle der Kaufkraft.
Am Beispiel des ersten CSA-Betriebs in Österreich („Gela Ochsenherz“, wobei „Gela“ für „gemeinsam landwirtschaften“ steht, www.ochsenherz.at) bei Gänserndorf, wurde das Konzept veranschaulicht. In der lebendigen Diskussion über Themen wie Entscheidungsfindung in der Organisation, müssen alle „Kunden“ Mitglieder werden, ist das ein Konzept für die breite Masse und wie viel des Nahrungsbedarfs Einzelne so decken können, wurde erneut die Vielfalt und Dynamik dieses Konzepts erkennbar. So beteiligen sich in Japan 25 % der Bevölkerung Japans an CSA („Teikei“) und die Frage der Bedarfsdeckung hängt von den jeweiligen Konsumgewohnheiten ab.Länderberichte mit Schwerpunkt auf der Landwirtschaft in Tschechien und der Slowakei und eine Diskussion zu aktuellen Fragen wie TTIP/CETA und die vielen flüchtende Menschen, schlossen die Tagung ab.
> zur Kathpress-Meldung vom 5.10.2016