Kirchenkritik an Ladenöffnung
Wer ständig auf Liberalisierung der Sonntagsöffnung pocht, setzt Konsum und Gewinnstreben an die höchste Stelle und vernachlässigt dabei viele andere Bedürfnisse des Menschen: Das hat Johannes Labner, Bundesvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmer/innen Bewegung (KAB), in einer "Kathpress" vorliegenden Stellungnahme zur aktuellen Wiener Debatte erklärt. "Ist es nicht bezeichnend, dass die alljährliche Debatte um den weitgehend arbeitsfreien Sonntag immer wieder von jenen vom Zaun gebrochen wird, die sich materiell auf Kosten von anderen verbessern wollen?", so Labner.
Die Inhaber von Wiens Innenstadt-Geschäften würden den Eindruck erwecken, als nagten sie am Hungertuch. "Ist Konsum heute wirklich das Wichtigste, das der Mensch braucht?", hinterfragte der KABÖ-Vorsitzende. Wien habe als Kulturstadt allenfalls mehr zu bieten als die "Glitzerwelt der Schaufenster", in der sich Touristen "über akkurat am Sonntag erstandene Schnee-Glaskugeln oder Nerz-Schleifen erfreuen können".
Kritisch äußerte sich Labner zudem darüber, dass viele Menschen "ohne Rücksicht auf Interessen und Motive anderer Leute jetzt und sofort alles haben wollen": Dass dafür am Sonntag Handelsangestellte ihre Familien im Stich lassen müssten, vom Berufsalltag Ausgelaugte wenigstens an diesem Tag einige Erholungsstunden mit Freunden verbringen könnten oder wenige Menschen diesen als Feiertag erleben wollten, würde die Betreffenden "keinen Deut scheren". Ähnlich egoistisch motiviert seien jene, die selbst am Sonntag fallweise arbeiten "und sagen, warum sollen andere nicht auch am Sonntag arbeiten oder die Geschäfte offen haben?"
Labner regte zur Frage an, was die Gesellschaft in Zukunft "wirklich" brauche: "mehr Stress oder sinnvolle Freizeitgestaltung, mehr Besinnung oder Konsum, mehr Abgrenzung oder Miteinander, mehr Egoismus oder Gemeinschaftssinn?"
Zu bedenken gab der KAB-Vorsitzende zudem, dass die von manchen als Zusatzeinkommen geschätzten Sonntags-Zuschläge bald wegfallen würden, sobald der Sonntag auf eine Ebene mit den anderen Wochentagen gestellt werde.
per/rme/
Wien, 09.10.14 (KAP)
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