Love it, change it or leave it
2. Kirche und Arbeit in der Geschichte
Die Kirche tut sich nicht so leicht damit, die Arbeit als Feld ihrer theologischen Reflexion und pastoralen Praxis zu sehen.
Geschichtlich gesehen stand die Amtskirche immer auf Seite der ‚Herren‘, zuerst des Adels, der Großgrundbesitzer, die die Kleinbauern und -bäurinnen zur Arbeit zwang. In der Blütezeit des Handwerks, in der Arbeit zum Ordnungselement menschlichen Zusammenlebens aufgewertet wurde, gab die Kirche den dazugehörigen Tugendkatalog ab:
Lerne, spare, leiste was, dann kannst du, hast du, bist du was ... .
In der Entstehungszeit der Industriearbeit wurde Arbeit zur Ware. Die Arbeitskraft war das einzige, was ein Großteil der Bevölkerung, das entstehende Proletariat, unter welchen Umständen auch immer zu verkaufen hatte, um leben und existieren zu können.
Es dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, bis die Kirche in ihrer ersten Sozialenzyklika ‚Rerum Novarum‘ 1891 sich dieser ‚neuen Sache‘ stellte und zu den Themen Arbeit, Einkommen und Besitz Stellung nahm.
Aus ethischen Überlegungen heraus wurden darin Begrenzungen zum Schutz der ArbeiterInnen gefordert. Die Gegnerschaft zur sozialistisch-gewerkschaftlich organisierten Arbeiterbewegung bewirkte jedoch eine bis heute spürbare tiefe Kluft zwischen ArbeiterInnen und Kirche, die diese Gruppe samt ihren existentiell-menschlichen Erfahrungen weitgehend aus dem kirchlichen Wirkungsbereich ausschloss.
Es sind also eher weltlich-profane Gründe, die viel mit Macht zu tun haben, die die Kirche davon abhielt, sich theologisch, spirituell und pastoral mehr mit dem Thema Arbeit zu befassen.
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