Arbeit - Segen oder Fluch?
3.2.2. Der Befreiung entspricht die Gesetzgebung der Thora
Doch Israel bleibt nicht bei dieser Folge der Sünde stehen, sondern vertraut Gott, der aus der Sklaverei rettet.
Arbeit gehört zur Würde des Menschen, nicht wie in der Umwelt Israels, wo Arbeit nur etwas für die niedrigen Stände ist und das Bessere, Gottähnlichere bedeutet, zumindest keine manuelle Arbeit zu verrichten.
Es ist also in Israel keine Schande, für den eigenen Unterhalt zu arbeiten.
Doch es gibt den Anspruch, dass der Exodus sich im Zusammenleben auswirken muss. Die Sozialgesetzgebung der Thora beinhaltet Schutzgesetze und Wirtschaftsordnungen, die ein gerechtes Miteinander, wie es befreiten Menschen geziemt, auch gewährleisten sollen.
Arbeit braucht Unterbrechungen:
SABBAT
Der Sabbat als arbeitsfreier Tag gilt als erste Sozialgesetzgebung der Welt und wird zweifach begründet:
Ex 20, 8-11:8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!9 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet und ihn für heilig erklärt.
Dtn 5,12-15:12 Achte auf den Sabbat: halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott zur Pflicht gemacht hat.13 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.14 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.15 Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
Es geht um Gerechtigkeit in der Arbeitswelt und um die Aufhebung von Ungleichheiten, zumindest einmal in der Woche und wendet sich gegen die absolute Ausnützung und eine Produktion rund um die Uhr.
Dass schon damals diese Order Gottes nicht immer einsichtig war zeigt, die Weisung in
Ex 31, 14: Darum haltet den Sabbat; denn er soll euch heilig sein. Wer ihn entweiht, soll mit dem Tod bestraft werden.
SABBATJAHR, JOBELJAHR
Dass die Gesellschaft nicht nur nach dem Willen Gottes war, zeigt schon die Aufzählung der Sklaven beim Sabbat. So war ein Sklavenhandel wie im Römischen Reich nicht üblich, da dies Gottes Wille widersprach, doch gab es Schuldsklaven, die zwar persönlich frei waren, doch im Ständedenken Israels die Unterschicht bildeten, da sie durch Missernten, Schicksalsschläge verarmten, Kredit auf ihr Land aufnehmen mussten und dann ihre Kinder oder sich selbst in Schuldsklaverei verdingten, bis ihre Schulden durch ihre Arbeit getilgt sei.
Um diese, dem Anspruch von ebenbürtigen Menschen in der Gemeinschaft Gottes widersprechende Tatsache, wieder zur richten, gab es die Regelungen von Sabbatjahr und Jobeljahr. Regelmäßige Entschuldung alle 7 Jahre und Neuverteilung der Güter alle 49 Jahre.
Dtn 15,2: Jeder Gläubiger soll den Teil seines Vermögens, den er einem anderen unter Personalhaftung als Darlehen geliehen hat, brach liegen lassen.V4: Doch eigentlich sollte es bei dir gar keine Armen geben. V12: Wenn dein Bruder, ein Hebräer - oder auch eine Hebräerin - sich dir verkauft, soll er dir sechs Jahre als Sklave dienen. Im siebten Jahr sollst du ihn als freien Mann entlassen. V14: Du sollst ihm von deinen Schafen und Ziegen, von deiner Tenne und von deiner Kelter so viel mitgeben, wie er tragen kann.
Lev 25,2-7 V4: Aber im siebten Jahr soll das Land eine vollständige Sabbatruhe zur Ehre des Herrn halten: Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden.
Lev 25,8-31 V10: Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig, und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seiner Sippe heimkehren.
Verbunden damit ist die Entschuldung, die Entlassung aus der Schuldsklaverei aber auch die Erneuerung der ursprünglichen Besitzverhältnisse. Dahinter steht wohl die Erfahrung, dass die beste Sozialgesetzgebung es nicht dauerhaft verhindern kann, dass Reiche reicher und Arme ärmer werden und es daher radikale Einschnitte braucht.
KREDITWESEN
Das Kreditwesen steht unter besonderer Beachtung: Zinsverbot innerhalb von Israel, erlaubt bei Ausländern.
Dtn 23,20f: Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt.
Dtn 15,7-11 V8: Du sollst ihm deine Hand öffnen und sollst deinem armen Bruder deine Hand nicht verschließen.
Dtn 24,6: Handmühle, oberen Stein ... denn dann nimmt man das Leben selbst in Pfand.
Dtn24,10-13 V12: Wenn er in Not ist, sollst du sein Pfand nicht über Nacht behalten
Dtn 24,17-19: Das Kleid der Witwe darf nicht zum Pfand werden.
LOHN
Lohn für den Tagelöhner:
Dtn24,14f V15: An dem Tag , an dem er arbeitet, sollst du ihm auch seinen Lohn geben.
Tob 4,14: Lohn sofort auszahlen.
ABSICHERUNG FÜR DIE ARMEN
Nachlese und Zehent für die Armen
Dtn 24,20-22: Die Nachlese gehört den Armen.
Dtn 26,12-15, Dtn 14,28f: In jedem dritten Jahr gehört ein Zehent den Armen.
Dtn: 23,25f: Essen von den Früchten des Feldes, um den Hunger zu stillen, ist erlaubt.
Segen und Fluch - Leben und Tod
Dtn 30,15-20 V17ff: Wenn du aber dein Herz abwendest und nicht hörst, wenn du dich verführen lässt und dich vor anderen Göttern niederwirfst und ihnen dienst - heute erkläre ich euch: Dann werdet ihr ausgetilgt werden; ihr werdet nicht lange in dem Land leben, in das du jetzt über den Jordan hinüberziehst ... Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, hör auf seine Stimme, und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben.
Beispiele für Arbeit
Ex 35,30-36,7: Beispiel für selbstbestimmte Arbeit im Auftrag der Gemeinschaft am Heiligtum.
Koh 4,1-6: Arbeit als Konkurrenzkampf.
Koh 5,7-11: Arbeitsleben als Gegenüber zur Gier nach noch mehr Reichtum.
Sozialgesetzgebung bedarf auch der Einmahnung. Hier knüpfen die Propheten an. So prangern z.B. Jeremias und Amos die Ausnützung des Volkes an und sehen darin den Abfall des Volkes von Gott. Gott will den Schutz der Witwen und Waisen, der gerechte Umgang mit den Menschen ist ihm wichtiger als der Opferkult.
Inhalt
3.2.1. Die Grundlagen: Exodus und Mensch als Ebenbild Gottes