Love it, change it or leave it
Biblisch-theologische Überlegungen für eine Gute Arbeit
„An einem Abend im Februar oder März des Jahres 1949 verließ die sechszehnjährige Pauline Halbwirth ihre Lehrstelle in Unterach am Attersee zum nunmehr zweiten Mal, nachdem sie in einer namhaften Schneiderei des Ortes vorwiegend zum Kohlentragen und Milchholen eingeteilt, nicht aber zum Schneidern ausgebildet worden war. Nach 22.00 Uhr war sie aufgebrochen und marschierte am westlichen Atterseeufer durch die Dunkelheit, begegnete einem einzigen Menschen und kam gegen 4 oder 5 Uhr, nachdem sie knapp 18 Kilometer zurückgelegt hatte, bei ihrem Großvater in Unterachmann an. An diesem Tag noch weigerte sie sich standhaft, zu der Stätte zurückzukehren, die sie als ungerecht empfunden hatte ...."
Skizzenhaft, fast malerisch beschreibt ein junger Historiker die Arbeitserfahrungen und die Konsequenzen seiner damals jugendlichen Mutter vor über 50 Jahren.
Und heute?
„Ich bin fünfzehn, im ersten Lehrjahr. Manchmal geh ich sogar gerne in die Arbeit, meistens aber fürchte ich mich. Wenn was schief geht in der Arbeit, schreit er. Letzte Woche hat er mich sogar als ‚Trampel‘ beschimpft. Meine Kollegin hat sich dann Zeit genommen, mit mir einen Kaffee getrunken und wir haben geredet ...." (Sabine,15, Bürokauffrau)
Oder:
„Ich bin seit einem halben Jahr arbeitslos. Ich habe ständig das Gefühl, niemand braucht mich. Es ist ein beschissenes Gefühl. Bei jeder Bewerbung, die ich schreibe, denke ich schon wieder negativ, weil ich schon so viele Absagen bekommen habe ... . Ich würde mich gerne umschulen lassen, aber auf dem AMS bekomme ich da keine Unterstützung und Beratung ... . Manchmal hab ich das Gefühl, die kennen sich selber nicht aus. Meinen letzten Arbeitsplatz hab ich verlassen, weil ich sehr schlecht behandelt worden bin"
(Carina, 19, arbeitslose Verkäuferin).
Erfahrungen wie diese sind alltäglich, stehen nicht in der Zeitung, sind - wenn ernsthaft gefragt und gut zugehört wird - aber von sehr vielen Jugendlichen (und Erwachsenen) zu hören.
Arbeit ist ein wesentlicher Teil unserer Lebensrealität, einer der Grundpfeiler menschlicher Identität, und damit Quelle von Heils- und Unheilserfahrungen, von Unterdrückungs- und Befreiungsgeschichten.
> 2. Kirche und Arbeit in der Geschichte
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