3. Handeln - Das Projekt „GUTE ARBEIT"
3.3. Ein Ausblick
Offensichtlich unterliegt die Arbeitswelt derzeit weltweit einem radikalen Wandel. Das Projekt „GUTE ARBEIT" soll in Österreich eine Diskussion darüber ins Rollen bringen, ob dieser Wandel auch gestaltbar ist und nach welchen Wertvorstellung diese Gestaltung geschieht. Konkrete Fragestellungen dazu sind:
Die Bedingungen der Erwerbsarbeit
Muss Erwerbsarbeit immer mehr nach „eigenen Spielregeln" ablaufen z.B. die „just-in-time-Produktion" oder Geschäfte, die „Rund-um-die-Uhr" offen sind, oder können Arbeitszeiten so gestaltet werden, dass Beruf und Familie wieder besser vereinbar sind, für Männer und Frauen?
Wie können sozial- und arbeitsmedizinische Erkenntnisse besser eingebracht und umgesetzt werden?
Die Einkommenssicherung und -verteilung
Zumindest zwei Ansätze sind beim Einkommen zu verfolgen: Gerechte Entlohnung für den Bereich der Erwerbsarbeit. Entwicklung anderer Formen der Existenzsicherung - z.B. Modelle der Grundsicherung - für die in der „Triade der Arbeit" genannten weiteren Bereiche der Arbeit, dies unter besonderer Beachtung des „Gender Mainstreaming".
Sozialstaat und Sozialversicherungen
Nicht zuletzt durch die Globalisierung der Märkte hat die Frage, welche Aufgaben ein Staat erfüllen soll und welche besser von privater Hand zu lösen sind, höchste Brisanz. Sollen selbstverwaltete Sozialversicherungen oder gewinnorientierte Unternehmen uns gegen die Risiken des Lebens (Krankheit, Unfall, Pension, ...) absichern?
Armut trotz Erwerbsarbeit
Von der „Drittweltisierung" der Arbeit wird geredet, wenn nach den Produkten, die längst als Billig-Angebote auf unseren Ladentischen liegen, auch die Löhne nach unten gehen. Sollen sich Arbeitnehmer/innen in Zukunft damit abfinden müssen, 2 - 3 Jobs annehmen zu müssen um überleben zu können?
Bedeutung anderer Formen von Arbeit
Die Engführung des Arbeitsbegriffes ist endlich wieder aufzubrechen und neben der Erwerbsarbeit auch die unbezahlte Hausarbeit und das Ehrenamt mitzusehen und gerechter aufzuteilen.
Bedeutung öffentlicher Güter
Die aktuelle „STOPP-GATS"-Kampagne weist auf die Gefahren der Privatisierung öffentlicher Güter hin. Wenn bei der Grundversorgung mit Wasser, öffentlichem Verkehr, Gesundheit, Bildung, ... nicht das Allgemeinwohl an erster Stelle steht, haben nur mehr jene uneingeschränkten Zugang, die zahlen können. So drohen sinkende Umweltstandards ebenso wie eine Aushöhlung des Arbeit¬nehmer/innenschutzes.
Sozialverträglichkeitsprüfung
Ähnlich der Umweltverträglichkeitsprüfung könnte als ein erster Schritt eine „Sozialverträglichkeitsprüfung" geschaffen werden, welche die Auswirkungen gesetzlicher Vorhaben auf die soziale Lage beschreibt.
Mit dem Projekt „GUTE ARBEIT" könnte ein Anstoß gelingen, den Widersprüchen der Gegenwart Visionen entgegenzustellen:
- ... von Menschen, die dort, wo sie leben und arbeiten gerechte Verhältnisse vorfinden
- ... von einer Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichberechtigt und gleichbehandelt leben
- ... von einer Politik, die den Rahmen schafft für ein freies, gerechtes und demokratisches Miteinander
- ... von einer Arbeitswelt, in der die Menschen ihre schöpferischen Fähigkeiten entfalten können
- ... von einer Wirtschaft, in der die Menschen im Mittelpunkt stehen
- ... von einer Kirche, die aus den Quellen der Bibel schöpft und ein Ort der Hoffnung ist.
Im Mai 2002 hielt der Kärntner Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz vor Christgewerkschaftern in Klagenfurt ein Referat zum Thema: „Die Zukunft der Arbeitswelt und Katholische Soziallehre". Nach der Aufforderung, das Wort Solidarität mit gewerkschaftlichem Einsatz auszubuchstabieren ohne dabei den Menschen aus dem Blick zu verlieren, schloss er mit einem Zitat des in den USA lebenden Philosophen Frithjof Bergmann:
„Für die Zukunft ist es notwendig, eine Arbeit zu finden, an die man glaubt und die man gerne tut und nicht mehr oder minder erleidet. Eine Arbeit, die erhebt statt zu erniedrigen, die belebt, statt bedrückt, die Kraft gibt, anstatt die Seele auszusaugen."
Inhalt
1. Sehen - Hauptsache Arbeit?
2. Urteilen - Biblische Inspirationen
3. Handeln - Das Projekt "Gute Arbeit"
3.1. Gute "Vor-Arbeit" in Finnland und Deutschland