06.09.2024_PA: Christliche und rechtsextreme Positionen unvereinbar
Material zu Demokratie, Katholische Soziallehre, Rechtsextremismus
„Der Religionsunterricht hat eine wichtige Orientierungsfunktion im Glauben und für ein gutes Zusammenleben. Dazu zählt auch die Frage der Vereinbarkeit von christlichen und rechtsextremen Positionen“, sagt die Theologin und Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ), Anna Wall-Strasser. „Dies betrifft das Verständnis von Begriffen wie Volk, Solidarität oder Menschenrechte ebenso wie die Haltung zu Flucht, Migration, Sozialstaatlichkeit, Geschlechter(ungleichheit) oder die Klimakrise.“ In all diesen Themen widersprechen sich die beiden Positionen fundamental, stellt die KABÖ fest.
Sie hat daher für Religionspädagog:innen im Rahmen ihrer Initiative „Aufruf für Demokratie und eine offene Gesellschaft" Materialien für den Unterricht zusammengestellt. Darunter findet sich etwa der Verweis auf die von den deutschen Bischöfen veröffentlichte Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ oder auf Unterlagen des von der KABÖ unterstützten Bündnisses „Demokratie und Respekt“ zu liberaler und sozialer Demokratie sowie zum Rechtsstaat, sowie das Hintergrundpapier „Christentum und Rechtsextremismus: Ein unüberbrückbarer Gegensatz“ (Linkliste s. unten).
„Im laufenden Wahlkampf stehen Personen und deren Aussagen, insbesondere die Wahlprogramme der Parteien, auf dem Prüfstand. Eine seriöse Auseinandersetzung auf Basis des christlichen Glaubens und der sozialen Dokumente der Kirche ist unverzichtbar“, so der Bundesseelsorger der KABÖ, Karl A. Immervoll. „Unter den bisher bekannten Wahlprogrammen sticht eines besonders ins Auge. Es ist in Hinblick auf das Menschenbild, die Würde des Menschen, Menschenrechte sowie Solidarität nicht mit christlichen Überzeugungen kompatibel. Dort findet sich nur Ausgrenzung der 'Anderen'. Man muss sich aber auch mit Aussagen im Wahlkampf, die aus der angeblichen Mitte kommen, ihrem Inhalt nach aber rechts außen angesiedelt sind, beschäftigen.“
Kritik an Forderung nach "Meldestelle für politisierende Lehrer:innen"
Der FPÖ-Forderung nach einer „Meldestelle für politisierende Lehrer:innen“ erteilt die KABÖ eine Absage. Im Wahlprogramm der FPÖ heißt es dazu Seite 58: „Immer häufiger missbrauchen Lehrer ihre Tätigkeit für die politische Beeinflussung der Schüler, zumeist in Richtung des linken Mainstreams. Um die gebotene Neutralität im Unterricht zu gewährleisten, soll eine Meldestelle gegen politisierende Lehrer eingerichtet werden, die Verdachtsfälle eingehend untersuchen und notfalls Konsequenzen ziehen soll.“
Für Karl Immervoll und Anna Wall-Strasser ist das eine „pauschale Verdächtigung des Lehrpersonals, verbunden mit der Aufforderung zu willkürlicher Vernaderung, die wir strikt ablehnen. Mit Hass und Verschwörungstheorien ist kein Staat zu machen. Im Gegenteil, Demokratie ist eine Staats- und Gesellschaftsform, die immer wieder neu erlernt und weiterentwickelt werden muss. Der Religionsunterricht kann einer dieser Lernorte dafür sein.“
Mit ihrem Aufruf „Wählen mit Mut, Vernunft und Zuversicht“ setzt die KABÖ gemeinsam mit zahlreichen Persönlichkeiten und Organisationen im Wahljahr 2024 ein Zeichen für Demokratie und eine offene Gesellschaft. Dabei empfiehlt sie die Katholische Soziallehre als Kompass. Die Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich unterstützt auch die Initiative „Demokratie und Respekt“, die die Stärkung der Werte und Institutionen der liberalen und sozialen Demokratie zum Ziel hat.
Siehe:
„Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“
Demokratie und Respekt
„Christentum und Rechtsextremismus: Ein unüberbrückbarer Gegensatz“